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Hammerfall DSP System:
Notebook Basics - Das Audio-Notebook in der Praxis
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Tech Info
Einleitung
Mit RMEs Hammerfall DSP System und dessen CardBus Interface,
welches in praktisch jedem Notebook/Laptop arbeiten kann, erhalten portable
Computer endlich eine professionelle Audio-Schnittstelle. Diese Tech Info
enthält Erläuterungen zu den in der Praxis möglichen Problemen
und deren Lösung.
Digitale Störgeräusche
Brummschleifen gibt es beim Notebook prinzipiell nicht.
Alle bisher von uns getesteten Geräte besaßen ein Schaltnetzteil,
bei dem der Massekontakt (Schuko) des Schukosteckers entweder gar nicht angeschlossen
war, oder auf jeden Fall nicht bis zur Masse des Notebooks (Steckkontakte,
Metallteile) durchgereicht wurde. Und trotzdem konnten wir in einigen Situationen
Störgeräusche feststellen, die uns an Brummschleifen erinnerten,
allerdings mehr wie 'digitale Störgeräusche' klangen.
Nähere Untersuchungen ergaben, dass durch die quasi masselosen Netzteile
die Masse des Notebooks auf einem freien Potenzial liegt. Sie 'floatet' dabei
je nach Gerät zwischen 20 und über 90 Volt Wechselspannung. Diese
per hochohmigem Voltmeter messbare Spannung ist oftmals mitnichten hochohmig,
sondern relativ niederohmig. Das führt zu verschiedenen Effekten, wie
leichter Stromschlag beim Anfassen der Sub-D Buchsen, bis zur Störung
der analogen Ein- und Ausgänge angeschlossener Audio-Interfaces. Digiface
und Multiface bilden hier leider keine Ausnahme.
Stellen Sie sich einfach vor, das Notebook wäre umhüllt von einer
elektrostatischen Störwolke, bestehend aus Störsignalen vom Schaltnetzteil
bis zur CPU, die nur darauf warten nach Masse abgeleitet zu werden. Bei einer
niederohmigen Störquelle fliesst dann über die Masseverbindung
ein nicht unwesentlicher Strom, der - handelt es sich um eine Audioleitung
- im Audio hörbar werden kann. Bei obiger 90 Volt-Fehlkonstruktion reichte
es aus den Kopfhörer aufzusetzen und das Kopfhörerkabel fest zu
umfassen, schon wurde ein leichtes Summen im Kopfhörer hörbar!
Selbstverständlich prangte auch auf diesem Gerät das beliebte TÜV-Zeichen...
Dies ist glücklicherweise ein Einzelfall. Wir haben beim Design des
Hammerfall DSP Systems für eine möglichst hochwertige Masse gesorgt,
die zudem keine Aufmodulation innerhalb des Systems, insbesondere der I/O-Box,
verursacht. Ausserhalb sind uns jedoch die Hände gebunden. Beispiel
Digiface: Wird der Kopfhörerausgang an ein ordentlich an Masse angeschlossenes
Mischpult, Receiver, oder gar Audio-Messsystem angeschlossen, ergeben sich
112 dBA Rauschabstand - von Störgeräusch keine Spur. Dabei verwenden
wir handelsübliches Kabel mit bis zu 3 Meter Länge. Mit dem Digiface
auf der Bühne hatten wir jedoch in einem Fall eine schlechte Masseableitung
und/oder Kabel, so dass ein unüberhörbares Störgeräusch
den Einsatz von DI-Boxen notwendig machte. DI-Boxen enthalten einen kleinen
Trafo, der eine galvanische Trennung zwischen Ein- und Ausgang bewirkt. Es
kann also überhaupt kein Strom mehr über die Masseleitung (ab)fliessen.
Das Störgeräusch verschwand übrigens schlagartig beim Ziehen
des Netzsteckers des Notebooks, was hier nichts mit Schuko, wohl aber mit
den durch das Schaltnetzteil verursachten Störungen zu tun hat. Leider
war der Akku des Notebooks fast leer, sonst hätten wir den Gig eben
auf Batterie durchgezogen...
Gleiches gilt natürlich für das Multiface. Ist die grundsätzliche
Masse schlecht, nützt auch eine Mehrfachverkabelung nichts.
Einen interessanten Workaround für die Bühne stellt die direkte
Verbindung des Notebooks mit Masse dar, so dass die Ableitung der Störspannnung
nicht mehr hauptsächlich über die I/O-Box, sondern schon vor dieser,
gewissermassen an der Quelle, erfolgt. Fast alle Schnittstellen bieten sich
als Massekontakt an, beipielsweise der COM-Port, aber auch die analogen I/Os
der internen Soundkarte.
Kopfhörer und Line Out
Der Kopfhörer-Anschluss des Digiface ist im Grunde
ein niederohmiger Line-Ausgang höchster Qualität, der in der Lage
ist genug Lautstärke unverzerrt auch in Kopfhörern zu erzeugen.
Er ist insofern identisch mit den analogen Ausgängen der DIGI96/8 PST
und PAD. Allerdings ist er weder symmetrisch noch massefrei.
Wird auf der Bühne ein Monitorausgang gebraucht, kann der analoge Ausgang
eine aktive Monitorbox mit Signal versorgen. In diesem Fall wird jedoch kein
Stereo benötigt. Das Einstecken eines Mono-Klinkenkabels ist prinzipiell
möglich. Dabei wird der rechte Ausgangskanal kurzgeschlossen. Dies stellt
kein grosses Problem dar, denn:
- Der Ausgang ist prinzipiell kurzschlussfest. Natürlich
sollte eine solche Betriebsart trotzdem kein Dauerzustand werden. Daher,
und weil ja sowieso nur der linke Kanal genutzt wird...
- ...ziehen Sie den Fader des rechten analogen Ausgang
in TotalMix einfach ganz nach unten, und routen alle zu monitorenden Signale
nach Mitte oder Links - fertig. Wenn der rechte Kanal kein Signal ausgibt
findet auch im Kurzschlussfall keine Belastung statt.
Soll der analoge Ausgang zweikanalig als Line-Out genutzt
werden, für Luxus-Monitoring (Stereo) oder zwei komplett verschiedene
Mono-Monitorings (Submixes), wird ein Kabel benötigt, welches Stereo
auf zwei Mal Mono auftrennt. Solch ein Kabel ist gewöhnlicher Standard,
siehe Zeichnung. |
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Auch die Variante Stereo-Klinke auf zwei XLR ist überall
gebräuchlich und von daher leicht zu beschaffen. Die XLRs werden dann
natürlich unsymmetrisch betrieben. |
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Bei der galvanischen Trennung durch eine DI-Box gibt
es keine Masseverbindung mehr zwischen I/O-Box und dem Ausgang der DI-Box
(Ground Lift). Das analoge Signal wird - da es sich um eine Wechselspannung
handelt - vom Trafo übertragen, und steht am Ausgang (fast) unverändert
zur Verfügung. |
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Normalerweise verringern DI-Boxen den Ausgangspegel um 20
bis 40 dB, um hochpegelige Line-Signale an den empfindlichen Mikrofoneingang
des Bühnenmischers anzupassen. Das nützt einem aber nichts wenn
weiterhin ein Line-Signal benötigt wird. Daher gibt es auch spezielle
Line DI-Boxen (1:1), welche das eingehende Signal mit praktisch gleichem
Pegel wieder ausgeben.
Netzteil und mobiler Betrieb mit Akku
Wie oben beschrieben kann der Betrieb eines Notebooks mit
Akku statt Netzteil in bestimmten Situationen Vorteile bringen. Wie sieht
es aber dann mit dem Netzteil der HDSP I/O-Box aus, und wieso ist das überhaupt
notwendig?
Zunächst hatten wir geplant das HDSP-System ohne externes Netzteil zu
realisieren. Dies erwies sich jedoch schnell als unmöglich. Das Digiface
weist eine Leistungsaufnahme von circa 6 Watt auf. Das Notebook stellt per
CardBus Interface jedoch nur 3,3 Volt bei maximal 1 Ampere zur Verfügung,
entsprechend 3,3 Watt. Demzufolge waren wir gezwungen bei Betrieb mit einem
Notebook eine zusätzliche externe Stromversorgung vorzusehen (AUX).
Einfacher gestaltete sich die Situation mit Desktop-PCs, deren interne 12
Volt Betriebsspannung zur Stromversorgung des Digiface genutzt wird.
Um den Umgang mit dem Digiface für den Anwender möglichst problemlos
zu gestalten, enthält es einen Schaltregler modernster Technologie.
Dieser besitzt nicht nur einen hohen Wirkungsgrad (> 90%), sondern erlaubt
zudem einen Betrieb mit jeder beliebigen Spannung zwischen 6 und 40 Volt!
In der Praxis akzeptiert das Digiface jedes beliebige Netzteil mit einer
Spannung zwischen 6 und 40 V DC (Gleichspannung), egal welcher Polarität,
und sogar zwischen 6 und 28 Volt AC (Wechselspannung). Vorausgesetzt, das
Netzteil kann den benötigten Strom liefern.
Bei solch einer grandiosen Kompatibilität hätten wir nun jedes
beliebige Billig-Steckernetzteil in den Karton des CardBus Interface packen
können, aber dafür war uns das HDSP-System zu schade. Daher liefern
wir ein hochwertiges Schaltnetzteil, 12 V/1,25 A mit, welches nicht nur jede
Netzspannung zwischen 100 V und 240 V akzeptiert (weltweit einsetzbar), sondern
auch trotz der hohen Leistung von 15 Watt nur 150 Gramm wiegt! Natürlich
besteht es auch alle Audiotests, sprich der beschriebene Effekt der Netzteile
der Notebooks tritt hier nicht auf.
Der weite Spannungsbereich der I/O-Boxen erlaubt aber
auch die Verwendung eines Bleiakkus statt eines Netzteiles. Das ergibt
einen komplett netzunabhängigen (mobilen) Einsatz des HDSP-Systems.
Wir haben den Einsatz von Bleiakkus getestet, und waren davon so begeistert,
dass nun jedes CardBus Interface mit einem passenden Anschlusskabel ausgeliefert
wird (NV-Stecker auf Flachstecker 6,3 mm, siehe Bild). |
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Als Akku verwendeten wir einen Panasonic LC-R122R2PG,
12 V 2,2 AH, der das Digiface 3,5 Stunden am Leben hielt. Eine parallele
Spannungsmessung zeigt, dass das Digiface bis kurz vor dem Zusammenbruch
des Akkus (6 Volt) noch voll funktionsfähig bleibt. Ein solcher wiederladbarer
Bleiakku kostet zwischen 30 DM (Reichelt) und 60 DM (Conrad). Dazu passend
ist ein kleines Ladegerät
für knapp 40 DM (Conrad) erhältlich. Prinzipiell funktioniert
natürlich auch jeder andere Bleiakku mit mehr als 9 Volt, je nach
Kapazität ergibt sich dann aber eine andere Laufzeit. |
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Copyright © Matthias Carstens, 2001.
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