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TMS: Track Marker Support
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Tech Info
CD Track / DAT Start ID Transfer und Emphasis Erkennung
*Hinweis: RMEs DIGI32 Serie, DIGI9652 und DIGI9636 sind
technisch nicht in der Lage TMS zu unterstützen.
RME Digitalkarten bieten neben der eigentlichen professionellen
Interface-Funktionalität ein weiteres weltweit einmaliges Merkmal: Den
Transfer aller Channel Status Bits zur jeweiligen Aufnahmesoftware. Diese
Zusatzdaten bieten eine Fülle zusätzlicher Funktionen, welche wir
exemplarisch in DIGICheck®, unserem (weltweit einmaligen...)
Utility für Tests, Messungen und Analyse des digitalen Audio-Datenstromes
umgesetzt haben. Besonders interessant ist die Möglichkeit, aus den sogenannten
User Bits Informationen zu gewinnen und nutzbringend anzuwenden. Dieser Aufgabe
widmet sich TMS, der Track Marker Support der RME Digitalkarten. TMS erlaubt
es jeder Recordingsoftware, egal auf welcher Plattform, CD Track Nummern und
DAT Start-IDs während der Aufnahme zu erkennen, und an der jeweiligen
Stelle im entstehenden Wave-File einen Marker zu setzen.
In diesem TECH INFO beschreiben wir das Grundprinzip der
Übertragung der zusätzlichen Daten. Alle RME Karten mit Ausnahme
der DIGI32 Serie, der DIGI9652 und der DIGI9636 unterstützen TMS. Zur
Zeit ist dieses Verfahren lediglich bei unseren eigenen Digitalkarten enthalten.
Bekannte Karten anderer Hersteller mit DSP können dieses Verfahren prinzipiell
auch umsetzen. Wir rechnen daher langfristig mit einer Übernahme durch
andere Hersteller, insbesondere da TMS frei von Lizenzgebühren ist. Wir
verlangen lediglich einen Copyright-Hinweis im jeweiligen Produkt, dass TMS
ein Verfahren von RME ist.
Technischer Hintergund: Das 32 Bit Prinzip
RMEs Digitalkarten sind unseres Wissens die einzigen
Audiokarten auf der Welt, die es erlauben quasi den gesamten 32 Bit Digital
Audio Datenstrom aufzunehmen. Ausser den 24 Audio-Bits werden auch die Bits
P, C, U und V übertragen. Macht erst 28? Korrekt, denn die ersten 4 Bits
sind die Präambel. Dieses Synchronisationssignal ist nach der Empfangs-Synchronisation
und der Dekodierung der Kanäle überflüssig. Um die Daten in
den PCUV-Bits problemlos verwerten zu können muß jedoch der Blockanfang
bekannt sein. Daher enthält der von der DIGI gesendete Datenstrom auch
noch das CBL (Channel Block Start) als Synchronisationssignal.
Die
Übertragung der Zusatzinformationen geschieht ausschließlich
im 4 Byte pro Sample Modus (24 Bit/32 Bit). |
Die Daten werden von den Karten in folgendem Format an das
aufnehmende Programm übertragen:
X = Audiodaten 0 = ungenutzt
B = CBL P = Parity C = Channel Status
U = User Bit V = Validity Bit
Der
Transfer der Daten ist mit einer kleinen Besonderheit versehen. Während
die CUVP-Bits direkt aus dem Datenstrom extrahiert werden, stammt die CBL-Information
vom entsprechenden Pin des CS8414. Dadurch entsteht eine Verzögerung
um 2 Samples, das CBL indiziert also nicht das erste, sondern das dritte
Sample. |
Vorteile dieses Verfahrens
Dieses Verfahren hat mehrere Vorteile. So sind moderne Karten
fast ausschliesslich mit den Crystal Receivern CS8412/8414 aufgebaut, welche
die oben geforderten Signale zur Verfügung stellen (nur für das
Delay um 2 Sample ist noch zu sorgen, wenn man alle Signale direkt vom Chip
ausliest). Der 4 Byte/s Modus ist inzwischen im professionellen Bereich weit
verbreitet, fast jede Harddisk Recording Software unterstützt ihn. Eine
grobe Erkennung der TMS-Fähigkeit ist mit diesem Modus bereits gewährleistet,
da billige Soundkarten vermutlich auch übermorgen noch keinen 4 Byte
Modus beherrschen werden.
Da die Auswertung der Userbits (für TMS) innerhalb der Recordingsoftware
erfolgt ist TMS universell einsetzbar. Eine direkte Auswertung bereits in
der Kartenhardware wäre nicht in jedem Fall problemlos integrierbar,
und ist vor allem weitaus komplizierter als eine Softwarelösung, welche
die Rechner-CPU zur Dekodierung nutzt. Der dadurch entstehende CPU-Overhead
kann komplett vernachlässigt werden, insbesondere wenn man bedenkt, dass
TMS immer nur bei 2-Spur Aufnahmen zum Einsatz kommt.
Am wichtigsten aber ist, dass die Übertragung der Zusatzdaten innerhalb
eines ganz 'normalen' Formates geschieht, so dass weder Hardware- noch Softwarehersteller
gezwungen sind, neue und inkompatible Verfahren des Datentransfers zusätzlich
zu implementieren und zu verwenden.
Nachteile dieses Verfahrens
Wie erwähnt erfolgt die Auswertung der Userbits zur
Erkennung eines CD-Tracks oder einer DAT Start-ID in dem jeweiligen Aufnahmeprogramm.
Der Hauptgrund, warum bisher niemand ein Verfahren wie TMS anbot dürfte
wohl darin bestehen, dass kaum jemand weis wie man aus den Userbits die nötigen
Informationen extrahiert. Damit TMS kein toter Standard bleibt stellt RME
daher den Softwareherstellern kostenlos einen Sourcecode mit den in DIGICheck
verwendeten Routinen zur Verfügung. Auf Basis dieses Beispielcodes ist
eine Implementation kein Problem mehr, und in weniger als einem Tag erledigt.
Betrachtet man das aufzunehmende Signal als 32 Bit Audio erscheinen die Zusatzinformationen
rein messtechnisch als Störgeräusch - bei circa -164 dBFS. Dazu
benötigt man allerdings eine spezielle 32 Bit Mess-Software, die intern
mit mindestens 64 Bit rechnet. In der Recordingpraxis fallen die Statusbits
normalerweise schon von allein unter den Tisch - kaum eine derzeit erhältliche
Software nutzt mehr als 24 effektive Bits, was die Erfassung von Signalen
bis zu circa -144 dBFS herab erlaubt. Alles darunter wird zu digital Null.
Generell empfehlen wir jedoch (und so ist es bisher auch umgesetzt worden)
im TMS Betrieb nur 16 oder 24 Bit auf Festplatte aufzuzeichnen, die zusätzlichen
Bits also nach ihrer Auswertung zu löschen.
Praktische Umsetzung von TMS
Um TMS möglichst effizient und einfach benutzbar in
eine Software zu integrieren sollten einige grundlegende Verfahrensweisen
zur Anwendung kommen.
- TMS Activation
Zur Aktivierung von TMS ist ein zusätzlicher Checkbutton
(oder Menüeintrag) erforderlich, dessen Benennung 'TMS' oder 'Track
Marker Support' sein sollte. Dieser Button aktiviert zum einen die Markergenerierung
innerhalb der Software. Zum anderen kann er auch (unbemerkt vom Anwender)
den 4 Byte/s Modus aktivieren.
- Bit Resolution
Zu beachten ist, dass der Anwender trotzdem noch entscheiden
können sollte, ob bei der Aufnahme ein 16 oder 24 Bit File erzeugt wird.
Zwar sind alle CD-Player und fast alle DATs auf 16 Bit beschränkt. Da
es aber bereits 24 Bit DAT Recorder gibt sollte diese Wortbreite nicht von
vornherein ausgeklammert werden.
- TMS Capability
Die Prüfung der TMS-Fähigkeit der verwendeten
Digitalkarte als auch des daran angeschlossenen Gerätes ist Grundvoraussetzung
für einen erfolgreichen Einsatz. Zunächst wird versucht das Wavedevice
im 4 Byte/s Modus zu öffnen. Schlägt dies fehl kann die verwendete
Karte schon prinzipiell kein TMS. In diesem Fall sollte eine Fehlerbox erscheinen,
mit ungefähr folgendem Inhalt: 'Das aktuelle Aufnahmegerät bietet
keinen Track Marker Support'.
Wird der 4 Byte/s Modus erfolgreich aktiviert muss die Software prüfen,
ob überhaupt User-Daten innerhalb der Channel Status Daten ankommen.
Es wird also sowohl geprüft ob das verwendete Record-Device tatsächlich
TMS unterstützt, als auch ob am Eingang überhaupt ein CD-Player
oder DAT hängt. Diese Prüfung ist Bestandteil des von RME gelieferten
Sourcecodes. Kommen keine Userbits sollte eine Fehlerbox erscheinen, mit
ungefähr folgendem Inhalt: 'Das aktuelle Aufnahmegerät bietet entweder
keinen Track Marker Support, oder es ist kein CD-Player/DAT als Signalquelle
angeschlossen'.
Mit diesen beiden Fehlermeldungen ist TMS vom Anwender problemlos einsetzbar,
Fehler oder Fehlfunktionen werden leicht verständlich dargestellt.
- Decode Errors
Der von RME bereitgestellte Sourcecode der zweiten Generation
enthält spezielle Routinen zur Fehlervermeidung (Lesefehler CD, Aussetzer
bei DAT, gesetztes Valid Bit), so dass eine sichere Funktion gewährleistet
ist.
Emphasis
Da wir immer wieder Anfragen nach einer Emphasis-Erkennung
auf Aufnahmeseite bekommen bietet RME im TMS-Sourcecode nun auch eine Auswertung
des Emphasis-Bits an. Das Aufnahmeprogramm hat nach Übermittlung dieses
Bits prinzipiell zwei Möglichkeiten:
- Speicherung der Emphasisinformation
in einer internen Datenbank, im File selbst und/oder Ausgabe einer Warnanzeige
an den Anwender
- Aktivierung eines digitalen
Filters (De-Emphasis)
auf Softwareseite, welches den Frequenzgang quasi fehler- und verlustfrei
in Echtzeit auf digitaler Ebene korrigiert.
Methode 1 hat einen klaren Nachteil: Bei der Wiedergabe ist
normalerweise keine automatische Steuerung
möglich, der Anwender muss also selbst das Emphasis-Bit im Settingsdialog
der RME-Karten aktivieren. Ausserdem ist das aufgenommene Wave-File nicht
eindeutig als 'Emphasis-behaftet' kennzeichenbar, so dass es später eventuell
ohne (De-) Emphasis weiterverarbeitet wird. Methode 2 dagegen beseitigt auf
einen Schlag alle bei Emphasis-behaftetem Material auftretende Probleme, da
es sich nach dem Aufnahmevorgang nur noch um 'normales' Audiomaterial handelt,
welches keinerlei Sonderbehandlung mehr erfordert.
Fazit
Endlich existiert mit TMS ein einfach umzusetzendes Verfahren
zur direkten Übernahme der CD Track Nummer und der DAT Start-IDs, sowie
der Erkennung von mit Pre-Emphasis versehenem Audiomaterial. Funktionen, die
(nicht nur) von professionellen Anwendern mehr als heiss begehrt sind.
TMS ist bereits in Samplitude von SEK'D (seit Version 5.21) sowie WaveLab
von Steinberg (ab Version 3.0) integriert. Wir sind mit weiteren Softwareherstellern
im Gespräch, um diese nützliche Funktion allen Anwendern zur Verfügung
stellen zu können.
Copyright © Matthias Carstens, 1999.
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kann eine Garantie auf Korrektheit nicht übernommen werden. Eine Haftung
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