Low Latency Hintergrund: Einleitung Der Traum eines kompletten Tonstudios im PC nimmt reale
Gestalt an. Dank immer schnellerer Prozessoren, immer schnellerer und grösserer
Festplatten, sowie geradezu unglaublich performanten Programmen lassen sich
inzwischen komplette Audio-/MIDI Produktionen direkt im PC fahren. Monitoring Lange vor den Echtzeit-Synthies stand der Audiorechner
vor seiner ersten Herausforderung, dem Monitoring. Jede Bandmaschine schleift
beim Start der Aufnahme das Eingangssignal der in Aufnahme befindlichen
Spur zum Ausgang durch. Dieser Aufnahme-abhängige Rückweg garantiert
nicht nur, dass sich der Musiker unverzögert hört, sondern regelt
auch automatisch das Monitoring. Solange keine Aufnahme stattfindet wird
das bereits aufgezeichnete Material abgespielt, sobald die Aufnahme beginnt
dagegen das aufzunehmende Signal. Das Blockschaltbild zeigt den typischen Signalfluss zwischen Audiohardware und Software. Ein digitales Eingangssignal durchläuft einen speziellen Empfänger, ein analoges Eingangssignal einen ADC (Analog Digital Converter). Aufgrund des mehrfachen Oversamplings mit digitalem Filter verursachen moderne AD-Wandler circa 44 Samples Verzögerung, bei 44,1 kHz also eine Millisekunde. Vor der Übergabe zum PCI-Bus werden die Daten je nach Hardwarekonzept erneut gepuffert, die Verzögerung kann wenige Samples, aber auch mehr als eine Millisekunde betragen. Die Software bedient sich bei MME mehrerer relativ grosser Puffer, hier sind es 4 Puffer à 8192 Bytes, entsprechend 186 ms (bei 16 Bit - siehe Kasten). Das Processing der Daten geht normalerweise mit weniger als einem Sample Verzögerung rasend schnell. Allerdings gilt dies nur für die Funktionalität eines typischen Mischpultes. Eingeschleifte Plug-Ins mit ausgefallenen Effekten verursachen teilweise weitere Verzögerungen im Millisekundenbereich.
Sind die Spuren noch leer werden Nullen abgespielt, findet keine Aufnahme statt wird nichts auf die Festplatte geschrieben - die Audiohardware ist jedoch voll im Einsatz. Damit kann das Eingangssignal nicht mehr ab dem eigentlichen Aufnahmepunkt durchgeschliffen werden, denn die Hardware weiss ja überhaupt nicht, dass eigentlich gar keine Aufnahme - und wann denn doch - stattfindet. Bei Karten ohne internen Mixer (hauptsächlich digitale Profilösungen) entfällt damit zudem jegliches Monitoring, da die Wiedergabespuren Vorrang haben müssen. Sonst wäre die Hardware automatisch nicht Full Duplex-fähig. Während die meisten Software-Hersteller die Anwender mit diesem Problem alleine liessen (und lassen!), hat SEK'D schon vor Jahren für Abhilfe gesorgt. Die Funktion 'Monitoring in Hardware' sendet bei jedem Punch-In eine spezielle Nachricht an die Audiohardware, welche die betreffende Spur in den Durchschleifmodus schaltet. So lange, bis der Punch-Out erreicht ist, und erneut eine Nachricht die Abschaltung signalisiert. Dieses Verfahren wird von allen Audiokarten der Hersteller Marian und RME unterstützt. Falls Sie sich jetzt fragen was daran so besonderes sein soll - fragen Sie doch mal Microsoft und Apple, warum die so etwas nicht von Haus aus unterstützen... ZLM®... Der Begriff 'Zero Latency Monitoring' wurde 1998 von RME mit der DIGI96 Serie eingeführt und beschreibt obige Möglichkeit (das Eingangssignal des Rechners an der Schnittstellenkarte unverzögert direkt zum Ausgang durchzuschleifen). Seitdem ist die dahinter stehende Idee zu einem der wichtigsten Merkmale modernen Harddisk Recordings geworden. ...und ADM Mit ASIO Direct Monitoring (ADM, seit ASIO 2.0) führte Steinberg ZLM nicht nur in ASIO ein, sondern erweiterte es noch deutlich. ADM erlaubt ebenfalls ein Monitoring des Einganges in Echtzeit per Hardware. Darüber hinaus unterstützt ADM Panorama, Volume und Routing, was jedoch einen Mischer (also eine DSP-Funktionalität) in der Kartenhardware voraussetzt. Damit ist es prinzipiell möglich, das Durchschleifen eines Software-Mixers in Hardware und in Echtzeit nachzubilden, so dass sich der Klangeindruck des Monitorsignales beim Umschalten zwischen Playback und Monitoring nur minimal ändert. Insgesamt wird der Ansatz 'Mischpult und Bandmaschine im Rechner' mit ADM deutlich verbessert. Enhanced ZLM® Das direkte Durchschleifen digitaler Daten setzt normalerweise eine identische UND synchrone Samplefrequenz an Ein- und Ausgang voraus. Mit anderen Worten: das Monitoring des Eingangssignales ist nur im Modus Slave (bzw. AutoSync) möglich. Tatsächlich muss die erste Generation der DIGI96 Serie zur Nutzung von ZLM auch in diesen Clock-Modus geschaltet werden. Das exklusive Enhanced ZLM Verfahren von RME, in allen aktuellen RME-Karten enthalten, beseitigt diese Einschränkung, und erlaubt ein Monitoring des Eingangssignales unabhängig von Clock Mode und Samplefrequenz, also auch bei unterschiedlichen Datenraten an Ein- und Ausgang. Es funktioniert natürlich sowohl bei ZLM als auch ADM. Low - Lower - Lowest Latency Damit ist der Traum des kompletten Tonstudios im PC ohne
spezielle externe DSP-Hardware Realität geworden (man spricht hier
von Native-Processing, da die CPU des Rechners alle Berechnungen selbst
ausführt). Leider hat die Sache einen Haken: Windows ist nun einmal
eher ein Office-Betriebssystem, und prinzipiell nicht für Tonstudiobetrieb
gedacht. Daher gibt sich das Microsoft-Produkt alle Mühe, den Betrieb
mit kleinsten Latenzzeiten zu sabotieren. Trotz ASIO führen viele Hintergrundaktionen
von Windows oder Anwendungsprogrammen zu einer kurzzeitigen CPU-Blockade,
und damit zu einem Aussetzer (Drop Out). Mit jeder Erhöhung der Latenzzeit steigt die Zuverlässigkeit
und sinkt das Risiko von Drop Outs. Umgekehrt bewirkt jede Verringerung
der Latenz eine Erhöhung der Systembelastung, da mit immer kleineren
Puffern die Anzahl der Signalisierungen eines anstehenden Datentransfers
ansteigt. Beispielsweise löst die Hammerfall bei 1,5 ms Latenz (entsprechend
64 Sample Puffergrösse) alle 1,5 Millisekunden einen Interrupt aus,
also 666 mal pro Sekunde! Latenz Jitter Latenz Jitter bezeichnet Schwankungen in der Latenz, also gewissermassen der Reaktionszeit des Systems. Wir haben diesem Thema eine eigene Tech Info gewidmet: Low Latency Hintergrund: Von Puffern und Latenz Jitter. Copyright © Matthias Carstens, 2000. |
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