RME web    en | de
Home
English

Artists

 

Labels

 

Companies

 

Events

 

Case Studies

 

Sascha Kohl

Sascha Kohl

Sascha Kohl


Kannst Du bitte etwas zu Deinem Background und Deiner Arbeit ausführen?

Angefangen habe ich als 12 jähriger mit dem Gitarrenspiel, gemeinsam mit meinem Vater und dessen Band die bei uns im Keller probten, "musste" ich immer die fehlenden Musiker bei den Proben ersetzen, so kam es, dass ich mal Gitarre, mal Bass oder mal Schlagzeug spielte. Ich habe mir zu der Zeit auch autodidaktisch ein wenig Klavier beigebracht. Meine erste Band war eine Punkband, wie kann es auch anders sein, in der spielte ich anfangs Gitarre und sang, wechselte später ans Schlagzeug.

Zu den ersten richtigen Gigs kam es aber erst später mit einer Coverband in der ich als Sänger tätig war. Da ich mich schon sehr früh mit Aufnahmen und deren Technik beschäftigte bekam ich eines Tages den Anruf eines Schlagzeugerkollegen, der mich bat noch am selben Abend in seiner Band als Tontechniker auszuhelfen, weil deren Techniker ausfiel. "Du kennst dich doch mit Mischpulten aus!?" hieß es damals. Das Ergebnis meines ersten Gigs als Tontechniker war dann das Angagement der Band für weitere drei Jahre.

So kommt es, dass ich heute nicht nur im Studio, sondern sogar hauptsächlich auf, neben oder vor Bühnen am Mischpult stehe und mein musikalischer Background sehr dabei hilft mich in die Musiker reinzudenken und zu verstehen was da gerade vor sich geht.

Wer waren und sind Deine musikalischen Inspirationen? Gibt es Künstler, ohne die Du heute nicht da wärst, wo Du bist?

Mein musikalischer Werdegang ist extrem breit gefächert, angefangen mit den Beatles respektive Paul McCartney. Mein erstes Livekonzert war Paul McCartney im Alter von 13 Jahren, das hat mich damals sehr geprägt und in mir das Gefühl geweckt in der Musikszene ein zuhause gefunden zu haben.

Später habe ich mit der Doppelfußmaschine am Schlagzeug Metal für mich entdeckt. Iron Maiden, Metallica, Dream Theater waren die Bands die mich in dieser Zeit begleitet haben. Gleichzeitig habe ich aber immer wieder, alte Rock'n'Roll von Chuck Berry bis Bo Diddley und Countrysongs in der Band meines Vaters gespielt.

Welche Platten sind für Dich Referenzproduktionen, an denen Du Dich orientierst?

Da gibt es sehr viele aber zwei stechen da besonders heraus. Das ist zum einen "Tambu von Toto". Gemischt von Elliot Scheiner, einer meiner "Meister". Würde ihn gerne mal pers. kennenlernen und mit ihm nen Kaffee trinken ;-)

Zum anderen ist das eine Produktion aus Deutschland, die ich zuerst gar nicht dafür hielt. "Roadhouses & Automobiles von Chris Jones" habe ich bei einem Technikerkollegen das erste mal gehört und gleich im Internet bestellt. Als ich die CD in den Händen hielt, konnte ich kaum fassen, dass diese Produktion aus Deutschland kommt und sogar noch ein Bekannter aus dem regionalen Umfeld darauf Orgel gespielt hatte. Die Aufnahmen kommen aus dem Hause Pauler Acoustics. Sehr empfehlenswert.

Du engagierst Dich ja im Rahmen des Kampfes "gegen den Lautheitswahn". Siehst Du hier Änderungen und Fortschritte bei Publikum, Künstlern und Plattenfirmen?

Ja es gibt tatsächlich Fortschritte, wenn auch nur wenige. Ich denke, dass es in der Hand der Künstler liegt sich diesem Problem bewusst zu werden und zu erkennen, dass es gar nicht notwendig ist, dass die eigene Platte noch lauter als die neue Metallica-Scheibe wird. Dem Konsumenten kann man hier meines Erachtens keine Verantwortung übertragen.

Aber wenn man sich die neue Jan Delay Platte (Wir Kinder vom Bahnhof Soul) anhört, dann weiss man, dass hier die nicht die Lautheit, sondern ein guter Sound das Ziel war. Es macht ohnehin keinen Sinn sich tagelang mit dem "perfekten" Mix eines Albums zu beschäftigen und danach alles plattzumähen.

Wie produzierst Du in Deinem Studio? Wie gehst Du beispielsweise an eine Mischung heran?

Ich gehe sehr unterschiedlich an Mixe heran, meist aber sehr klassisch, d.h. Rhythmusgruppe, dann Flächen, Soli und Vocals. Manchmal nehme ich mir aber auch zuerst die Vocals vor und zäume das Pferd von hinten auf. Das ist aber mehr eine Gefühlssache und Bauchentscheidung als ein kühner Plan.

Wie baust Du einen Mix auf? Entwickelst Du eine Mix-Strategie?

Mix-Strategie, so etwas gibt es bei mir eigentlich nur im Ansatz. d.H., wenn ich den Song höre und sofort weiss, wie es nachher klingen soll, dann verfolge ich mein Ziel bis ich es habe. Wenn das aber nicht der Fall ist, wie meistens, dann schiebe ich einfach erstmal alle Fader hoch und beginne zu spielen, bis ich herausfinde wo das Ziel ist. Im Normalfall verwende ich in diesem Stadium keine EQs und keine Kompressoren. Vielleicht ein wenig Hall um Athmosphäre zu schaffen. Aber es geht hier eigentlich hauptsächlich darum den Kern des Stücks herauszuarbeiten und den in den Fokus zu legen.

Danach bearbeite ich die Dinge die sich beissen mit den notwendigen Hilfsmitteln wie EQs, Kompressoren.

Das allerwichtigste sind einfach die Levels.

Hast Du einen speziellen Workflow in Deinem Studio? Analog und/oder digital?

Du hast ja noch eine der legendären ADT 5MT Konsolen und eine Revox-Bandmachine in Deinem Studio, wo siehst Du weiterhin die Stärken der analogen Arbeitsweise?

Für gewöhnlich nutze ich meine DAW als Bandmaschine und mische mit dem Pult und dem Outboard. Hierbei kommen gerne auch einige Plugins zum Einsatz. Wenn ich es total recallfähig brauche, dann schiebe ich alle meine Fader auf Null, setze die Pans hart links und rechts und benutze mein Pult als analogen Summierer.

Hier gibt es ja einige Befürworter und viele Zweifler, Direktvergleiche zwischen Bounce und analog summiertem Mix haben mir allerdings ein eindeutiges Ergebnis geliefert.

Mit welchem Künstler hast du in letzter Zeit sehr gern zusammen produziert?

Ich habe in letzter Zeit sehr gerne mit Daniel Stoyanov gearbeitet, ein junger Sänger, Gitarrist und Songschreiber mit unglaublichem Potenzial.

Was erwartest Du von einem Künstler, mit dem Du im Studio arbeitest?

Ich erwarte eigentlich nur, dass das was er tut Hand und Fuss hat. Cowboy und Indianer und Hände zum Himmel braucht kein Mensch!

Du hast ja u. a. zwei RME Fireface 800 und zwei ADI-8 AE Wandler im Studio. Warum hast Du Dich dafür entschieden und dann gleich für zwei davon?

Das erste Fireface und die beiden ADIs bilden im Grunde das Rückgrat des Studios, hier kommen die 24 Busse vom Pult an und gehen in die DAW. Aus der DAW kommen hierrüber wieder 24 Kanäle zurück auf das Pult. Im analogen Insert hängt ein Finalizer dessen Signal über SPDIF wieder zurück in die DAW geroutet wird. Das zweite Fireface baut eigentlich nur die Ausgänge aus 32 Kanäle aus.

Den internen Fireface-Mixer benutze ich nur um "Hinterband" zu hören. Hierzu route ich mir ein oder mehrere Kanäle über den Kopfhörerausgang auf einen separaten Stereokanal.

Wer nutzt im Kollegenkreis noch ein Fireface oder andere Sachen von RME? Diskutiert man auch mal darüber und wenn ja, was wird so untereinander ausgetauscht?

Ich kenne einige Leute die ebenfalls auf Firefaces oder andere Produkte von RME setzen. Zu diskutieren gab es da noch nie etwas. Das Zeug funktioniert einfach.

Webseite: www.sascha-kohl.de